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22.9.22

Wie können Barrieren in der Kommunikation zwischen dem Gesundheitspersonal deutlich minimiert werden?

kommunikationsbarrieren pflege und Arzt

Im Klinikalltag steht das gesamte Personal regelmäßig unter einem enorm hohen Druck. 🤯  Durch die Mehrfachbelastung aus Patientenversorgung, Dokumentation, Verwaltungstätigkeiten und vieles mehr bleibt häufig wenig Zeit für den fachlichen Austausch mit Kollegen. Verschlimmert wird die Situation häufig durch Kommunikationshemmnisse, die insbesondere zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen bestehen. Zum Einen sind das einfache, technische Problemstellungen, wie zum Beispiel fehlende tragbare Endgeräte (z. B. Diensthandys), auf der anderen Seite sind es auch sehr emotionale Gründe wie die Angst, man könnte den Vorgesetzten stören und damit einen Konflikt provozieren, was in der Kultur vieler Gesundheitseinrichtungen leider noch sehr häufig anzutreffen ist. Insgesamt entsteht eine schwierige Gemengelage, die Fehler in der Behandlung begünstigen kann und die Mitarbeitenden zusätzlich verunsichert. Inzwischen werden ganze Bücher darüber geschrieben, wie mit diesem Problem professionell umzugehen ist. 📚

➡️(https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-61749-6_16)

Sehen wir uns ein Beispiel an, wie es leider noch viel zu häufig im Alltag vorkommt: Pflegekraft Hanna S. 👱🏼‍♀️ hat heute wieder Nachtschicht auf Station 3B der Gynäkologie mit Schwerpunkt Onkologie. Hanna arbeitet in einer Klinik, wo es leider nur einen PC pro Abteilung gibt und diesen muss sie sich auch noch mit dem ärztlichen Personal teilen. Das heißt: dokumentiert wird noch handschriftlich in einer Patientenmappe aus Papier.📝 Jetzt läutet eine Patientin, Frau W., weil sie nach ihrer Brustoperation starke Schmerzen hat. Nur die Stationsärztin, die gerade Dienst hat, ist in der Ambulanz und Hanna S. kann leider nicht entziffern, was als Bedarfsmedikament aufgeschrieben wurde. Was also tun? 🤯 Soll sie die Dienstärztin anrufen? Damit riskiert sie aber den Groll der Ärztin, sollte die gerade mitten in einer Untersuchung sein, falls sie sie überhaupt erreicht. Also einfach raten, welches Medikament gemeint ist? Das birgt die Gefahr, dass sie sich irrt und versehentlich der Patientin schadet. Vielleicht könnte sie einfach kurz und knapp eine WhatsApp an die Dienstärztin schicken? Da macht sie sich aber Sorgen mit dem Datenschutz. Hanna S. steht unter enormen, emotionalen Druck. Situationen dieser Art lassen sich für jede an der Patientenbehandlung beteiligte Berufsgruppe beschreiben. Jeder von uns hat sie in der ein oder anderen Art und Weise schon mehrfach erlebt.  Denn Patientenbehandlung ist immer Teamarbeit und kann nur funktionieren, wenn die unterschiedlichen Berufsgruppen (Pflege, Therapie, Pharmazie und Medizin) alle an einem Strang ziehen.

Die Kulturänderung muss von innen heraus kommen, hier sind alle Beteiligten gefragt. Es wird endlich Zeit, dass alle Berufsgruppen untereinander auf Augenhöhe angesehen werden und auch Pflege sowie therapeutische Dienste, sollten mit Beginn an viel mehr Verantwortung übernehmen dürfen. Dies Beginnt bereits in der Ausbildung/Studium,  wo leider kaum bis gar keine interdisziplinären Unterrichtseinheiten stattfinden, denn so könnte bereits ein viel stärkeres WIR-Gefühl erzeugt werden. Kommunikation ist sehr entscheidend, wenn es um die Patientenversorgung geht und dafür braucht es auch Trainingsmöglichkeiten, wo miteinander offen gesprochen werden kann. Für alle Mitarbeitenden egal welcher Berufsgruppe oder Hierarchieebene sollten sichere Freiräume für den Austausch miteinander geschaffen werden. Dafür braucht es freie Zeit und vor allem den geschützten Raum, in dem frei diskutiert werden kann und Probleme offen angesprochen werden können, ohne mit negativen Konsequenzen durch Kollegen rechnen zu müssen. Das klingt immer einfacher, als es dann am Ende ist. Das ist eher eine Aufgabe für eine ganze Generation. Um den Beruf auch für die jüngere Generation attraktiver Gestalten zu können, sind  digitale Technologien eine Riesenchance.❗️

Denn ein Punkt der sich deutlich einfacher umsetzen lässt, ist die Bereitstellung der richtigen Technologien. Es braucht endlich eine gute Lösung um die Menschen bei der Kommunikation zu unterstützen und auch gleichzeitig entlasten zu können. Dafür bieten sich digitale Anwendungen an. Zum einen sind das Videotelefonie-Lösungen, die es ermöglichen im Vergleich zu klassischen Telefonie-Lösungen signifikant mehr Informationsgehalt zu übermitteln. Aber gerade auch wenn wir auf das Beispiel von Hanna S. auf der Gynäkologie nochmals zurückblicken, dann bieten sich Chat- bzw. Messaginglösungen für eine verbesserte Kommunikation an. Denn dadurch, dass verschiedene Dateiformate übermittelt werden können und, dass Kommunikationspartner nicht gleichzeitig online sein müssen, aber trotzdem durch Push-Benachrichtigungen in der Regel sehr schnell reagieren, ist dieses Medium extrem flexibel einsetzbar. Natürlich muss der Datenschutz jederzeit vollständig gewährleistet sein. Dafür gibt es Anbieter (wie z.B. Famedly ), die genau das sicherstellen. 🔒

Doch kurz zusammengefasst welche  Chancen und Vorteile bieten digitale Lösungsansätze?

Digitales Kommunikationstool sorgt für:

  • schnelleres sicheres Kommunizieren 📲
  • steigende Mitarbeiterzufriedenheit 👫
  • eine deutlich optimierte Zusammenarbeit zwischen medizinischem und pflegerischem Personal 🤝
  • eine raschere Patientenversorgung durch den schnellen Austausch, was wiederum auch den Gesundheitsverlauf optimieren kann 🧑‍🦽

Damit der größtmögliche Mehrwert entsteht, müssen allerdings alle Berufsgruppen mit den entsprechenden Tools ausgerüstet werden. Denn nur so kann eine echte Kommunikation zwischen ihnen entstehen und somit die Behandlungsqualität tatsächlich gesteigert werden, weil die relevanten Informationen immer zeitnah bei den richtigen Personen vorliegen. Alleingänge einzelner Berufsgruppen, sei es das ärztliche oder das pflegerische Personal, müssen konsequent vermieden und eine gemeinsame Gesamtlösung gefunden werden. Dann allerdings können diese digitalen Tools eine enorme Verbesserung der Kommunikationskultur bewirken und die Barrieren zwischen dem Gesundheitspersonal deutlich minimiert werden.

Miriam Moser, Digital.- und Pflegepionierin mit jahrelanger praktischer Expertise im Gesundheitswesen (ambulant wie stationär). Master in Pflegeberatung &Pflegewissenschaften.